Ein Geheimtipp – so geheim, dass keiner ihn kennt

Es wird Zeit, dass ich mir über Marketing und Eigenwerbung etwas mehr Gedanken mache. Denn die Tatsache, dass ein Buch zwar verlegt wurde, aber dann mangels Vermarktung nur als Karteileiche in der Listung des Verlages bzw. in dessen Portfolio dahinsiecht, woran der Verlag nichts ändert, weil es damit ja keine Kosten verursacht – diese Tatsache stimmt den Autoren in der Regel nicht gerade zufrieden. Und in diesem Fall bin ich der Autor. Und da die jährliche Abrechnung der Verkaufszahlen gefühlt immer an mir spurlos vorbeigeht und es Feedback nur auf Nachfrage gibt – dabei sei das Buch doch herrlich schräg und böse – gilt es hier, das Potenzial mehr auszuschöpfen. Ich werde wohl Lesungen planen müssen, auch wenn ich das nicht so mag. Und die Exemplare, die ich dem Verlag abkaufen musste, biete ich selbst evtl irgendwo zum Verkauf an. Denkbar wäre auch eine Signierstunde, aber da wird wohl kaum jemand erscheinen zum jetzigen Zeitpunkt… Denn wie gesagt, das Buch ist wenig bis gar nicht ( außer von mir) beworben worden. Und selbst erhältliche Leseprobenhefte wurden nicht bestellt, auch nicht kostenlos. Ich hatte schon welche in Arztpraxen und bei Friseurläden liegen lassen… Was soll´s, ich bin nun mal Autor und nicht Werbefachmann oder Außendienstmitarbeiter. Ich müsste einen Verlag meines Vertrauens in Deutschland finden. Einen, dem ich nicht 100 Exemplare des eigenen Buches abkaufen muss, um so den Druck zu finanzieren.

Gute-Laune-Alarm!

GLOSSE. Immer mehr Optimisten infiltrieren Deutschland und untergraben die so berühmte deutsche Quengeligkeit. Galten froh gestimmte, optimistische Menschen bislang in unserer Gesellschaft als Randgruppe, die von den Medien gern totgeschwiegen wurde, so greift in letzter Zeit eine gefährliche Beschwingtheit um sich. Optimisten infizieren sich mit Zuversicht und setzen ihre Mitmenschen gefährlicher Strahlung aus – denn sie strahlen vor Lebensfreude. Diese Pandemie soll neuen Erkenntnissen nach aus dem Ausland stammen, Das Deutsche Egozentrik- Institut für Antioptimismusforschung (DEFA) erklärte in seinem Jahresbericht, Wanderer schleppten sie ein. Deswegen nenne man diese auch Einwanderer. Ob es sich um einstmals ausgewanderte und nun zurückkehrende miesepetrige Grummelgermanen mit Meckersyndrom, also Deutsche handelt, erwähnt das Institut nicht. Na klar: Es ist ein deutsches Institut, also viel zu sehr mit sich beschäftigt…. Dabei hat jeder deutsche Bürger ein Recht auf seine eigene schlechte Laune! Ansteckendes Lachen und eigene Ziele seien ein Anzeichen von Ehrgeiz und somit ein Quarantänegrund, schreiben die „ Runzelsheimer Sorgenfalten“ in einem wohltuend populistischen Gastkommentar.

Immer seltener sieht man im Stadtbild jene so beruhigenden Gesichtsausdrücke, die so manche unscheinbare Hackfresse zu einer finsteren Nörgelfratze werden lassen. Blicke wie Pfeile treffen den alarmierenderweise schon leicht beschwingt dahinhopsenden Pfandflaschensoldaten immer seltener, und nach und nach nimmt sogar eine grausame Verzerrung seiner Mundwinkel Gestalt an – es droht ein Lächeln.

Und dann der Gipfel: Ein Verseuchter grüßt ihn freundlich – er wünscht einen „Guten Tag“, und die Fachwelt streitet sich, was genau er damit sagen will.

Angesichts dieser bedenklichen Entwicklung in dieser unserer kurzlebigen Zeit bekomme ich gerade glücklicherweise so richtig schlechte Laune.