Gute-Laune-Alarm!

GLOSSE. Immer mehr Optimisten infiltrieren Deutschland und untergraben die so berühmte deutsche Quengeligkeit. Galten froh gestimmte, optimistische Menschen bislang in unserer Gesellschaft als Randgruppe, die von den Medien gern totgeschwiegen wurde, so greift in letzter Zeit eine gefährliche Beschwingtheit um sich. Optimisten infizieren sich mit Zuversicht und setzen ihre Mitmenschen gefährlicher Strahlung aus – denn sie strahlen vor Lebensfreude. Diese Pandemie soll neuen Erkenntnissen nach aus dem Ausland stammen, Das Deutsche Egozentrik- Institut für Antioptimismusforschung (DEFA) erklärte in seinem Jahresbericht, Wanderer schleppten sie ein. Deswegen nenne man diese auch Einwanderer. Ob es sich um einstmals ausgewanderte und nun zurückkehrende miesepetrige Grummelgermanen mit Meckersyndrom, also Deutsche handelt, erwähnt das Institut nicht. Na klar: Es ist ein deutsches Institut, also viel zu sehr mit sich beschäftigt…. Dabei hat jeder deutsche Bürger ein Recht auf seine eigene schlechte Laune! Ansteckendes Lachen und eigene Ziele seien ein Anzeichen von Ehrgeiz und somit ein Quarantänegrund, schreiben die „ Runzelsheimer Sorgenfalten“ in einem wohltuend populistischen Gastkommentar.

Immer seltener sieht man im Stadtbild jene so beruhigenden Gesichtsausdrücke, die so manche unscheinbare Hackfresse zu einer finsteren Nörgelfratze werden lassen. Blicke wie Pfeile treffen den alarmierenderweise schon leicht beschwingt dahinhopsenden Pfandflaschensoldaten immer seltener, und nach und nach nimmt sogar eine grausame Verzerrung seiner Mundwinkel Gestalt an – es droht ein Lächeln.

Und dann der Gipfel: Ein Verseuchter grüßt ihn freundlich – er wünscht einen „Guten Tag“, und die Fachwelt streitet sich, was genau er damit sagen will.

Angesichts dieser bedenklichen Entwicklung in dieser unserer kurzlebigen Zeit bekomme ich gerade glücklicherweise so richtig schlechte Laune.

Dystopie von gestern ist Realität von heute

Jahrelang liest und schreibt man düstere Scifi-Bücher, mystische Fantasy und schon kommt das pandemiedurchtränkte Jahr 2020 wie eine schlecht umgesetzte Dystopiegeschichte daher. So sureal und unwirklich das Szenario vor zwei Jahren noch schien, so irrwitzig real ist es jetzt: Pandemie hin, Verschwörungstheorie her. So langweilen sich viele Elternteile und sonstige Arbeitnehmer im Home Office, oder sie stressen sich angesichts dieser veränderten Umstände umso mehr, insbesondere, wenn zum Beispiel das Geld knapp wird, das Internet ausfällt und die lieben Kleinen bespaßt werden wollen.

Eine Offline-ToDo Liste oder eine Art Beschäftigungsplan für aufgabenlose Zuhausebleiber hilft oftmals bei der Suche nach sinnvollen Beschäftigungen. Lesen, Schreiben, Abwaschen, Staubwischen und Aufräumen kosten kein Geld und erfordern nicht zwingend einen intakten Internetzugang – es sei denn, man schaut Anleitungsvideos auf Youtube weil man wissen will, wie Abwaschen geht. Bezüglich COVID frage ich mich , wieso man nicht die Abstandsregeln auch bei bestehenden Zweifeln an deren Notwendigkeit einhält – vorsichtshalber und zum Schutze der Mitmenschen. Aber Mitmenschlichkeit rangiert bei manchen Demonstranten irgendwo weit hinter den eigenen Bedürfnissen, ihr Egoismus geht vor. So werden uns noch manche feierwütige, besoffene Abstandsverweigerer ansteigende Fallzahlen bescheren und ihre Wut über die leidende Wirtschaft und die Lockdowns auf Demos herausgrölen. So lange sie noch grölen können, ohne selbst irgendwann Blut zu husten.

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Auch angesichts des Krieges in der Ukraine werden die Sorgenfalten nicht weniger, und eine gute dystopische Geschichte, die zu schreiben ich mir mal vorgenommen habe, fällt zunehmens schwerer – scheint doch die Gegenwart langsam zur Dystopie zu verkommen. Alles war schon einmal da, oder scheint nicht mehr unvorstellbar zu sein. Schattenstaat, Diktaturen, Sklavenhandel, Terrorrismus, Bruderschaften, Gesinnungsgemeinschaften wie Parteien und Cliquen – und Kriege.

Dennoch bleibe ich optimistisch und werde mir früher oder später eine dystopische Story mit Fantasy-Einflüssen ausdenken und daran basteln, bis sie dystopisch genug rüberkommt. Hauptsache, der Frieden wird nicht eines Tages in die Zukunft abdriften und zur Dystopie werden.

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