Schreibgedanken – Glaubwürdigkeit und Selfpublishing

Genauso wie beim Online- oder Offline-Schreiben, beim Schreiben mit Stift oder Schreibmaschine, gibt es auch verschiedene Möglichkeiten, von einem Ort zu einem anderen zu gelangen. Dabei fällt die Wahl zwischen Auto, Fahrrad und Öffis nicht immer leicht und nicht immer zugunsten des Autos aus – zumindest bei mir. Das Fahrrad ist weit mehr als nur eine Schönwettervariante des Mobilseins, es hilft Kalorien zu verbrennen, was beim Auto kaum der Fall sein dürfte. Also, es sei denn, man hat eine Panne und schiebt, oder muss Reifen wechseln. Eine undankbare Aufgabe, die hingegen zum Beispiel bei einer Straßenbahn äußerst selten ansteht. Zumal das nicht Aufgabe der zahlenden Fahrgäste wäre.

Auch beim Schreiben gibt es anstrengendere und bequeme Möglichkeiten auf dem Weg zum eigenen Buch oder der eigenen Geschichte. Anfangs scherte ich mich nicht darum, was eventuell gute Aussichten hätte gedruckt, veröffentlicht und gekauft zu werden, dann gab es eine Phase, in der ich erste Erfahrungen mit dem hiesigen Buchhandel und seinen Vermarktungsgewohnheiten machte und seit dem ist mir klar wie viele zahllose Bücher es endlich in die Geschäfte und Buchhandlungen geschafft haben, um dann irgendwo im Regal zu verrotten.

Das scheint mir nicht erstrebenswert, mal abgesehen davon, dass kleine Verlage oft weder die Kraft noch die Mittel besitzen, um Bücher möglichst breit und wirksam zu bewerben. Daher dachte ich eine Weile, ich müsse mich am Geschmack der Leser orientieren und schreiben, was gern gelesen wird. Schwachsinn. Selfpublishing halte ich nicht nur für eine gute Schule für angehende Autoren, da sie alles selbst machen oder organisieren müssen – Lektorat, Satz, Druck, Gestaltung, Kalkulation – sondern auch für den besten Weg, an Leserfeedback heran zu kommen.

Und dem Vorwurf, dass wer vom Schreiben mal erfolgreich leben will, nur mit Verlagen arbeiten sollte, weil ein Selfpublisher keinen Erfolg haben würde, diesem Vorwurf oder besser, diesem Einwand stimme ich nicht zu. Das kann, aber muss nicht immer der Fall sein.

Dieses Argument kam von einem Verlag, der dann aber meine nächste angebotene Geschichte ablehnte. Dabei ging es auch noch um die Glaubwürdigkeit als Autor. Ich finde nicht, dass man weniger glaubwürdig dasteht als Autor, wenn man Geschichten selbst herausgibt.

(Vielmehr leidet die Glaubwürdigkeit eher darunter, dass man unorganisiert ist und sich in zu vielen Genres verrennt.)

Man muss sich allerdings bewusst machen, dass es auf dem Self Pubishing Markt viele unbeholfene Schreiberlinge und qualitativ schlechte Werke gibt, da so mancher glaubt, schreiben zu können, ohne wirklich Schreiben zu können.

Dennoch: Wer mit Verlagen nicht zielführend arbeiten kann und keine Unterstützung von ihnen erhält, der sollte, so lange er nicht den für ihn passsenden Verlag gefunden hat, deswegen nicht gleich gar nicht oder für die Schublade schreiben. Die Geschichten gehören veröffentlicht, wenn sie gut, originell und dem Verfasser wichtig sind.

Deswegen werde auch ich, bis ich mal wieder einen Verlag finde, weiter selbst e-books und Blogstories schreiben und herausgeben und posten, so wie es meine Zeit erlaubt. Und schlimmstenfalls kehre ich erst dann in die Glaubwürdigkeit zurück, wenn es einen Verlag gibt, bei dem ich mich länger wohlfühle.

Neu durchstarten als Alter Ego?

Für und Wider eines Daseins als Ghost Writer oder Pseudonym wäge ich in letzter Zeit immer mehr ab. Als „normales“ Ich bin ich wohl literarisch betrachtet in der Schublade „Humor“ zuhause. Gern würde ich mal andere Genres ausprobieren, die damit für viele Bücherwürmer nichts zu tun haben und die man von einem Autor mit Ironie und Sarkasmus, schwarzem Humor und schrägen Ideen nicht erwarten würde.

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Nochmal Gedanken zum Thema „Pseudonym“

Einerseits reizt es mich schon, andererseits habe ich Vorbehalte und Bedenken. Wie kann man unter einem fremden Namen mit Verlagen arbeiten, funktioniert das, hat man die Möglichkeit trotzdem z.B. von den Verlagen Autorenhonorare zu erhalten, wenn die EC-Kontokarte auf einen anderen Namen läuft, und, und, und… Aber die Entscheidung nochmal ein völlig unbeschriebenes Blatt zu sein – literarisch gesehen – dient ja dem Zwecke, dass man nicht nur hinter solchen unbeschriebenen Blättern sitzt, die sich nicht von alleine füllen, sondern dass man seine Ideen uneingeschränkt wuchern lassen kann, wie in einem wilden Garten.

Nun kenne ich Autorenkollegen und -kolleginnen, die ich dazu mal befragen könnte und sollte, da sie auf diesem Gebiet Erfahrungen gesammelt haben und noch sammeln. Ich bin jedenfalls dabei, mich etwas in diese Richtung zu bewegen. Was mich beim näheren Überlegen an einem Ghost Writer allerdings stört, ist dass er von der Anerkennung für seine Arbeit nicht viel abbekommen dürfte. Das, sowie die Vorstellung, dass die Bezahlung nicht besonders verlockend ist, mag eines meiner Vorurteile sein – ich weiß es nicht besser und stelle es mir so vor. Dann schon lieber Pseudonyme – aber keine so albernen wie S.K.ELETT oder I.R.GENDWER, KLAUS DROFOBIE, TOM ATE oder Lilli Putt, nein: der Name muss den Leuten suggerieren, da ist Jemand, der hat was zu erzählen, der hat viel erlebt… Liebe Gemeinde, ich bin für Ideen offen.