Abnehmender Mond – Beneidenswert!

Der Mond nimmt immer mal wieder ab, ohne sich dafür quälen oder auf irgendetwas verzichten zu müssen. Anders als wir Menschen. Neidisch blickte ich in den Nachthimmel, während mir vom Jogging noch die Waden schmerzten. Eine Banane würde meinen Magnesiumhaushalt wieder in Ordnung bringen – und bedeutete wieder 8 Minuten Jogging, um die zugeführten Kalorien hinterher zu verbrennen. Ob Gewichtheben effektiver sein würde?

Ich entschied mich dagegen und versuchte, auf meine Ernährung zu achten. Davon allein stellte sich ein magerer Erfolg ein: 1Kilogramm Gewichtsverlust in einer Woche. Oder trug ich damals Wintersachen, als ich auf die Waage geklettert war? Also musste eine Smart Watch her. Meine Hauptmotivation abzunehmen war der feste Wille, meine Blutdruck zu senken. Blutdruckmessungen sind mit nahezu jeder dieser Wunderuhren möglich. Natürlich hätte ich die Waage manipulieren und mich selbst anlügen können. Konnte ich ahnen, dass die Smart Watch das Lügen für mich übernehmen würde? Ob nach Belastung oder Ruhefase, immer hatte ich einen Blutdruck von 132:81. Wenn auch das Blutdruckmessgerät den Wert dermaßen dramatisierte, dass es daraus mal 160:110, mal 156:108 oder auch mal 170: 95 machte. Mein Blutsauerstoffgehalt, während die Uhr im Schubfach lag des Nachts, betrug übrigens beruhigende 97%. (Ich hatte eine automatische Messung zu einer bestimmten Uhrzeit programmiert.)

Den Puls übrigens zeigte sie wahrheitsgemäß an. Der war ja auch okay. Also warum mache ich mir soviel Gedanken? Die Smart Watch meinte es gut mit mir, sie verschwieg mir meinen tatsächlichen Blutdruck, damit ich mich nicht aufrege – sowas ist nicht gut für den Blutdruck, wie man weiß. Ich finde es nur gemein, dass die Waage so ausnahmslos und brutal ehrlich zu mir ist. Im nächsten Leben möchte ich als Mond wiedergeboren werden. Niemandem fällt das Abnehmen so leicht. Aber im Moment nimmt mir das Dünnerwerden keiner ab. Oder?