Ein Geheimtipp – so geheim, dass keiner ihn kennt

Es wird Zeit, dass ich mir über Marketing und Eigenwerbung etwas mehr Gedanken mache. Denn die Tatsache, dass ein Buch zwar verlegt wurde, aber dann mangels Vermarktung nur als Karteileiche in der Listung des Verlages bzw. in dessen Portfolio dahinsiecht, woran der Verlag nichts ändert, weil es damit ja keine Kosten verursacht – diese Tatsache stimmt den Autoren in der Regel nicht gerade zufrieden. Und in diesem Fall bin ich der Autor. Und da die jährliche Abrechnung der Verkaufszahlen gefühlt immer an mir spurlos vorbeigeht und es Feedback nur auf Nachfrage gibt – dabei sei das Buch doch herrlich schräg und böse – gilt es hier, das Potenzial mehr auszuschöpfen. Ich werde wohl Lesungen planen müssen, auch wenn ich das nicht so mag. Und die Exemplare, die ich dem Verlag abkaufen musste, biete ich selbst evtl irgendwo zum Verkauf an. Denkbar wäre auch eine Signierstunde, aber da wird wohl kaum jemand erscheinen zum jetzigen Zeitpunkt… Denn wie gesagt, das Buch ist wenig bis gar nicht ( außer von mir) beworben worden. Und selbst erhältliche Leseprobenhefte wurden nicht bestellt, auch nicht kostenlos. Ich hatte schon welche in Arztpraxen und bei Friseurläden liegen lassen… Was soll´s, ich bin nun mal Autor und nicht Werbefachmann oder Außendienstmitarbeiter. Ich müsste einen Verlag meines Vertrauens in Deutschland finden. Einen, dem ich nicht 100 Exemplare des eigenen Buches abkaufen muss, um so den Druck zu finanzieren.

Plaschke-Buch nicht mehr interessant für Verlag

Ein kleiner WebShop für die selbstgeschriebenen Sachen scheitert im Moment bei mir noch daran, dass ich nicht in der Lage bin, ständig und zügig online zu sein und schnell auf Bestellungen zu reagieren. Noch habe ich einen ziemlichen Vorrat an Büchern der 1. Auflage von ihm hier. Und da das Buch von der Seite des herausgebenden Verlages seit der Webseitenaufhübschung verschwunden ist und scheinbar ausverkauft wird, beabsichtige ich die letzten Exemplare in meinem Besitz zu veräußern und den garstigen Elektriker Fritz Plaschke nach Norddeutschland zu holen – er soll hier in zweiter Auflage in einem regionalen Verlag ein neues Zuhause finden, näher bei seinem Schöpfer ( mir – in aller Bescheidenheit) und somit besser zu bewerben und zu betreuen. Wie ich darauf komme?

Geht es zu Ende mit dem „Boshaften Verblichenen“?

Der jetzige Verlag hat seinen Sitz in Wien und bewirbt das Buch nicht so wie die anderen, präsenteren Werke jüngeren Datums. An Marketing läuft für den miesepetrigen Sargflüchter aus Sterbeberg-Trauerfeld von der Verlagsseite aus scheinbar nichts. Vielleicht sind ja skurrile Charaktere und schräge, schwarzhumorige Geschichten nicht das Genre des Karina Verlages.

Der kleine Verlag hat durchaus auch gute und spannende Anthologien, rührende Lebensgeschichten, Kinderbücher und Erzählungen sowie Krimis im Repertoire – aber eben diese besondere Art Humor und speziell dieses Buch zumindest auf seiner Webseite mit keiner Silbe erwähnt. Man kann das Buch entgegen der Antwort, die ich von der Verlegerin erhielt, nicht auf der Webseite kaufen, so wie alle anderen. Auch sucht man mich in der Aufzählung der Autoren vergebens. Gut, darüber komme ich hinweg. Immerhin, bei dem Onlinehändler mit dem kleinen a am Anfang ist das Buch“noch“ erhältlich, sogar als e-book. Das nennt man dann wohl „print-on-demand“, also Drucken nur auf Nachfrage. Damit das klar ist: Der Leser muss schon wollen. Und amazon-Kunde sein, woanders gibt es das Buch nicht. Also – Moment mal – eigentlich ein ein Insider-Tipp, oder? Trotzdem – irgendwie befremdlich.

Vielleicht war nur eine Lesung doch zu wenig?

Es gab tatsächlich eine Lesung, bei der mich das andächtig lauschende und hier und da amüsierte Publikum überraschte. Vielleicht muss ich selbst da ansetzen und weitermachen… Aber ich will kein Marketing und keine Buchverkaufsveranstaltung machen, ich will schreiben. Wenn ich in Sachen Online Shop etwas Weiterbildung betrieben habe und mich aufraffe, werde ich als nächsten Schritt über so einen klitzekleinen WebShop nachdenken, um die restliche 1.Auflage anbieten, die bei mir im Schrank liegt, um dann in der Nähe Möglichkeiten zu finden, entweder Bücher zu verlegen oder andere Marketingpartner und -wege aufzutun. Oft genug habe ich das Buch beworben in den sozialen Netzwerken, habe Gratis-Exemplare verlost und zu Rezensionszwecken angeboten – damit ist nun allerdings erstmal Schluss. Wir alle wissen, dass jede Arbeit etwas kostet und Aufwand verursacht. Einstweilen aber gibt es das günstige Büchlein mit dem rabenschwarzem Blick auf die Gesellschaft noch bei diesem bekannten Online-Händler.

Man verstehe mich nicht falsch, ich bin dem Karina Verlag dankbar. Aber das ein einmal herausgegebenes Buch ein Nischendasein fristet, indem es nicht beworben und noch nicht mal vom herausgebenden Verlag erwähnt, geschweige denn neben den anderen Büchern angeboten wird, lässt den Rückschluss zu, dass der Verlag dieses Buch nicht mag, es nicht zum Portfolio passt, oder er es einfach nur ignoriert. Ich sage nicht, dass ich diesen Rückschluss gezogen hätte. Aber nach über 5 Jahren Stagnation im Verkauf des Buches und so gut wie keinem Kontakt mehr denke ich drüber nach. Und eben, weil es wie eine persona non grata behandelt wird. Ganz anders übrigens als der Protagonist Fritz Plaschke im Buch.

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