Oft jammern die Eltern oder Großeltern, dass früher alles besser gewesen sei. Sie seufzen und stellen wehmütig fest, dass diese Zeit nicht ihre ist und diese Welt immer schnelllebiger und kälter wird. Soziale Wärme und Zusammenhalt sei auf der Strecke gebleiben, sagen sie. Aber der damalige Zusammenhalt war ( zumindest in der DDR) einer latenten Mangelwirtschaft geschuldet. Man tauschte, verborgte und organisierte, was gebraucht wurde und improvisierte, wenn es gewisse Dinge nicht gab. Diese Pfiffigkeit geht der heutigen Menschheit ein wenig ab, man wirft zu schnell weg, was nicht mehr funktioniert, spart nur, wenn es sein muss und grüßt und hilft nur, wenn man es für nötig erachtet.
Und je weiter wir europaralysiert werden, desto schlimmer wird es werden. Heute ist es der Hochhausnachbar, der einem gleichermaßen egal und fremd ist, morgen ist es das Nachbarland, und irgendwann läuft jeder Europäer in seinem eigenen kleinen Laufrad vor sich hin und hat keinen Blick mehr für die Welt um ihn herum: Arbeit, Wochenende, Einkauf, Haus, Garten, Familie. Das war´s. Und dann die ewige Jagd nach dem Geld. Ein volles Konto ist ein Vitaminschub für die Seele. Wenn über dem Sparbuch die Sonne scheint, regnet es über dem Hamsterrad des Spießers Gelassenheit. Dann muss er auch niemanden auf der Straße grüßen. Wer heutzutage freundlich ist, hat meistens Hintergedanken. Früher war man freundlich auch zu dem, der Hintergedanken hatte. Wer kennt heutzutage noch diesen feinen Unterschied?
Früher waren die Dummen schlauer, aber ansonsten war alles besser. Kunststück – Wir hatten ja nix… (D.Harms)